Das diesjährige interkulturelle Ferienprogramm der Naturschule Region Bodensee e.V. fand in Kooperation mit dem Verein Miteinander in Konstanz e.V. statt und wurde von diesem und der Crescere Stiftung Bodensee gefördert.
Jeder Ort birgt seine eigenen Geheimnisse – mit Kompass, Karte und allen Sinnen erforschten elf Kinder aus der Ukraine, Syrien und Deutschland die Gegend rund um die Anschlussunterkunft Zergle in Wollmatingen. Die Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren verbrachten die letzte Sommerferienwoche damit, die Natur in den vier Himmelsrichtungen kennenzulernen. Begleitet wurden sie hierbei von unseren Naturpädagoginnen Frouzan Nasab, Anke Klaaßen und Tine Franz. Die Entdeckungen und Erlebnisse malten sie zum Tagesabschluss jeweils in eine ganz individuell gestaltete persönliche Landkarte ein. Zum Ende der Woche waren so elf ganz unterschiedliche Landkarten entstanden, die das Erleben und die Wahrnehmung jedes einzelnen Kindes widerspiegelten.
Am ersten Tag standen die Wiesen der Umgebung im Fokus: Hautnah und mit viel Begeisterung erforschten die Kinder Tag- und Nachtfalter, Heuschrecken, Grillen und Käfer. Eine ganz neue, bisher unsichtbare Welt eröffnete sich bei der Erforschung des Mühlengrabens, zusammen mit einer Biologin und ausgestattet mit Keschern und Becherlupen untersuchten die Kinder die vielfältige Tierwelt im Bach, darunter Bachflohkrebse und Köcherfliegenlarven. Auch der Ausflug zu einem nahegelegenen Bauernhof faszinierte die Kinder. Sie beobachteten das Zusammenleben der Hühner und begutachteten ein frisch gelegtes Ei, dessen Wärme sie besonders beeindruckte. An einem weiteren Tag lernten die Kinder den Umgang mit Ferngläsern: Welche Vögel leben in unserer Umgebung? Ein Eisvogel am Mühlengraben sowie Milane waren besondere Höhepunkte dieser Exkursion. Zum Abschluss der Woche führte Anke Klaaßen die Nebelmännle-Sage als Erzähltheater auf. Inspiriert von der lokalen Geschichte bedankten sich die Kinder zum Abschluss bei den Bäumen in der Umgebung mit der Gestaltung von Baumgeistern aus Salzteig.
Geflüchteten Kindern bieten wir mit diesem Projekt ein Ferienerlebnis, welches ihnen ein Stück Normalität ermöglicht und sie in Kontakt mit nicht geflüchteten Kinder bringt. Dadurch leistet unser Projekt einen wichtigen Beitrag zur Integration, indem es Teilhabe ermöglicht. Im gemeinsamen Erkunden der Natur, auf Basis des entdeckenden Lernens, erleben alle Kinder gleichermaßen Selbstwirksamkeit und Chancengleichheit. Dabei erlernen die Kinder ganz nebenher Prinzipien der Partizipation, indem sie in Entscheidungsprozesse hinsichtlich der Tagesaktivitäten und der Vorgehensweise beim Naturerkunden aktiv mit einbezogen werden. Die Einbettung des Projekts in den Kontext einer Stadtteilerkundung bietet die Möglichkeit zum Wurzelschlagen und Heimatfinden. Die Methode der Landkartengestaltung vertieft nicht nur diesen Prozess, sondern fördert zudem kognitive Fähigkeiten wie Sprachkompetenz, Aufmerksamkeit, räumliches Denken, Problemlösung u.v.m. Das Projekt trägt somit zur Bildung zur nachhaltigen Entwicklung (BNE) bei und leistet einen wertvollen Beitrag zur Integration und zur gesunden Entwicklung der teilnehmenden Kinder.
Für zukünftige interkulturelle Naturpädagogik-Angebote ist die Naturschule Region Bodensee e.V. im Moment auf der Suche nach Förderen und Sponsoren, um weiterhin solche Projekte ermöglichen zu können.